Selbstverletzendes Verhalten: Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche bietet umfangreiche Unterstützung trotz des Lockdowns.
Lengerich. Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werks Tecklenburg warnt vor einer Zunahme von selbstverletzendem Verhalten während des bevorstehenden Lockdowns.
Unter selbstverletzendem Verhalten (SVV) versteht man Handlungen, bei denen das eigene Körpergewebe absichtlich geschädigt wird. Am häufigsten sind Schnittverletzungen — das sogenannte „Ritzen“ — aber auch Verbrennungen oder Verätzungen zählen dazu. Studien zeigen, dass selbstverletzendes Verhalten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer öfter eine Rolle spielt. Bei manchen bleibt es bei einem einmaligen Ausprobieren, oft genug wird es jedoch zu einem regelmäßigen Verhalten.
„SSV schafft für die betroffenen Personen eine kurzfristige Linderung von einem unangenehmen emotionalen Zustand und kann somit als eine Art Bewältigungsstrategie verstanden werden“ erläutert Janna Trambacz von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Lengerich. Es kann dabei ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen, wie etwa Ablenkung von Angst und Anspannung, das Spüren des eigenen Körpers, kurzfristige Befreiung von heftigen Gefühlen oder Abfuhr von Wut. Die Selbstverletzung schafft für die Betroffenen eine kurzfristige Erleichterung – langfristig kommt es aber zu keiner Verbesserung der Situation, da die Ursache des Problems nicht hinterfragt und behandelt wird. Gerade Menschen, die zu selbstverletzendem Verhalten neigen, sind während des bevorstehenden Lockdowns besonders gefährdet. Durch die erheblichen Einschränkungen im Alltag, einer fehlenden Tagesstruktur und der Einschränkung sozialer Kontakte erhöht sich das Risiko, dass sich Betroffene noch stärker zurückziehen und sich dadurch das selbstverletzende Verhalten verstärkt.
Wenn Sie als Angehörige*r oder Freund*in etwas bemerken, sollten Sie nicht wegsehen. Hinter selbstverletzendem Verhalten steckt ein ernstzunehmender Ruf nach Hilfe und Unterstützung, nach Beachtung und Fürsorge. Das hartnäckige Gerücht, betroffene Jugendliche wollten sich nur „interessant machen“ oder „in den Vordergrund stellen“ bagatellisiert ihre große Belastung. Das selbstverletzende Verhalten ernst zu nehmen, das Problem offen anzusprechen und professionelle Hilfe zu suchen, ist von großer Wichtigkeit.
Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche bietet an, gemeinsam andere Lösungswege zu suchen. Auch während des Lockdowns sind persönliche Termine in der Beratungsstelle möglich. Zudem bietet die Beratungsstelle auch Telefon- und Videoberatung an.
Kontakt:
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
Stettiner Straße 25, 49525 Lengerich
Telefon: 05481 / 3054240
Email: erziehungsberatung@dw-te.de